Schrifteroberer im Kindergarten

Projekte Inklusion

Schrifteroberer im Kindergarten

Ausgehend von den Bildern der Kinder haben wir einen kreativ-spielerischen Pfad zum Schrifterwerb entwickelt. Mehrere Dutzend Bücher sind damit durch zielgerichtete Arbeit in Kitas entstanden.

Ausgangspunkt

Vor dem Erlernen der Schriftsprache haben Kinder eine eigene Bildsprache. Diese speist sich aus ihrer Umgebung und ihrer noch erfahrungsarmen Sicht auf die Welt. Der Zugang zur Umwelt ist unmittelbar und bildhaft. Ihre Gefühle und Emotionen spiegeln die Kinder häufig in Bildern, welche der ganz normale Alltag selten für sie bereithält. Sie wollen sich erproben, sind Vater, Mutter, Kind, Hund und Katz, Prinzessin oder Sternenritter. Und das sind sie mit voller Hingabe in ihren Bildern, in welchen häufig die immer gleichen Gestalten auftauchen.

Anknüpfungspunkt

Während die Kinder die Figuren zeichnen und in das Linoleum ritzen, erzählen sie der Gruppe ihre Geschichte. Wir stehen als personifizierte \“Schreibmaschinen\“ zur Verfügung, fragen nach und wandeln ihr Ideen in Sätze um. Manchmal dürfen wir weniger Wichtiges nach Absprache mit den Kindern weglassen. Es sollen die Texte und die Bilder des Kindes bleiben, wir fügen nichts hinzu.

Mittelpunkt

Im Zusammenhang mit den eigenen Bildern entsteht über drei bis vier Monate hinweg eine Geschichte. Da die Kinder ihre Geschichten immer wieder hören wollen, werden sie in der Gruppe im Beisein der GeschichtenerfinderIn,  von den Erzieherinnen im Morgenkreis, am Mittag den Schlafkindern oder am Abend von den Eltern vielleicht sogar als Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen. Es bleibt die gleiche, die eigene Geschichte. 

Motivationspunkt

Kinder erleben auf diese Weise Schrift als Transportmittel und als eine Art Zauberstab für (wiederholbare) Anerkennung. Sie sehen die Schrift als Bild (rätselhafte, immer wiederkehrende Zeichen) und als Kommunikationsmittel der Schriftkundigen untereinander. Fast alle Kinder wollen diese fremde Welt kennen lernen und unbedingt ihren Text selbst aufschreiben.

Endpunkt

Nun wird die Geschichte von uns ganz langsam, jeden Laut betonend, zurückdiktiert. Über die gehörten Laute erobern sich die Kinder die Schriftsprache – Buchstabe für Buchstabe, Wort für Wort, Satz für Satz. Es ist ein intensiver Lernprozess, aber bald können sie schreiben und fast gleichzeitig lesen. Die eigene Welt ist nun be-schreib-bar und kann im eigenen Schreiben festgehalten werden, um sie anderen (Eltern, anderen Erwachsenen, der Gruppe) zu zeigen. 

Schreiben macht riesigen Spaß und die Kinder sind bereit für den Eintritt ins Lesereich.